Gibt es im Fasziendistorsionsmodell chronische Zylinderdistorsionen?

Auf dem fünften Internationen FDM Kongress in Wien gab es zahlreiche Diskussionen dazu, ob es nach dem Fasziendistorsionsmodell chronische Zylinderdistorsionen gibt.
Nach der Definition des FaszienDistorsionsModells (FDM) wird Chronizität nach dem anatomischen Zustand und nicht nach der Dauer der Beschwerden beurteilt. Chronisch werden demnach Triggerbänder, weil sie Adhäsionen (Verklebungen) durch die zerstörten Crosslinks (Querverbindungen) bilden können.
Auf dem Internationalen FDM Kongress in Wien stellte der japanische FDM Therapeut und FDM Instruktor Keisuke Tanaka FDM O. (der einzige offizielle autorisierte FDM Lehrer, der bisher FDM Videos im Internet zugänglich gemacht hat) verschiedene Zylinderdistorsionen vor. Auf Nachfrage verneinte er allerdings, dass es chronische Zylinderdistorsionen gäbe. Nach seinem Verständnis können sich Verklebungen von chronischen Triggerbändern anhaften und die Zylinderfaszien mit verkleben. Er würde die Zylinderfaszien nicht als chronisch bezeichnen, sondern als "stuck"= festsitzend.
Sein Lehrer, der Begründer des FaszienDistorsionsModells, Dr. Stephen Typaldos D.O., schrieb davon, dass theoretisch alle Fasziendistorsionen chronisch werden könnten. Nach seinem Verständnis können alle Fasziendistorsionen Triggerbänder mit abgerissenen Crosslinks entwickeln und somit chronisch werden. Typaldos schrieb sogar von chronischen Zylinderdistorsionen, die man neben der klassischen Triggerbandtechnik mit der sogenannten Kammtechnik behandeln sollte, um die verdrehten Fasern zu separieren und Adhäsionen zu lösen.
Die Frage nach klassischen Zylinderdistorsionen kann von den theoretischen Grundlagen her also mit einem ganz klaren "Jain" beantwortet werden. Keisuke Tanaka orientiert sich stark an den Ideen von Dr. Stephen Typaldos und hat sich stets gegen eine Vermischung mit anderen therapeutischen Konzepten ausgesprochen, um eine von ihm befürchtete (und von Typaldos selbst auch so thematisierte) Verwässerung der Fascial Distortion Medicine zu vermeiden. Das von Dr. Typaldos empfohlene therapeutische Vorgehen besitzt in der Praxis eine hohe Effektivität und hat sich stets am Patienten orientiert.
Die geführte Diskussion um chronische Zylinderdistorsionen erscheint auch im Geiste des verstorbenen Begründers Dr. Stephen Typaldos nur sinnvoll, wenn sie klinische Relevanz hat und den Patienten einen Benefit bringen würde. Bisher kann aus der täglichen Praxis nur berichtet werden, dass das Lösen von Triggerbändern als primäre therapeutische Intervention auch nach dem Tode von Dr. Typaldos im FDM Goldstandard ist. Gerade bei Patienten, die ihre Beschwerden nur schwer und diffus beschreiben können, ist von vielen Verklebungen auszugehen. Auch Dr. Typaldos wies daraufhin, dass ein akutes Leiden vom Betroffenen besser durch Körpersprache ausgedrückt werden kann. Denn hier handelt es sich um nur wenige Distorsionen, die man eindeutig empfindet und zeigen kann. Bei einer chronischen Problematik gibt es Bewegungseinschränkungen an mehreren Stellen und in mehrere Richtungen. Es besteht ein Konglomerat aus verschiedenen Distorsionen, dass es den Betroffenen unmöglich macht, ihre Beschwerden anzuzeigen. Es tut einfach nur weh. Das von Dr. Typaldos auch bei von Patienten angezeigten Zylinderdistorsionen postulierte Vorgehen, empfiehlt zuerst das Lösen von Triggerbändern und ist heute noch am effektivsten.
Die aktuelle Diskussion um chronische Triggerbänder scheint für die Patienten keine verbesserte Behandlung zu bringen und ist deswegen aus meiner Sicht obsolet.

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